Statements zu "Was ist schön?"

Im vergangenen Newsletter habe ich aufgrund des BDA-Studentenpreises die Frage "Was ist schön?" aufgegriffen und sie aufgefordert sich zu diesem schwierigen Thema zu äussern. Lesen Sie hier interessante Zuschriften...

(Der Verfasser der vom BDA prämierten studentischen Arbeit ist der Meinung, dass wir Architekten besser wissen wann ein Gebäude schön ist, da wir über ein geübtes Geschmacksvermögen verfügen.)

Zwei bekannte Münchner Architekten haben sich auf mein letztes Editorial gemeldet und ihre Haltung zum Thema "Was ist schön?" geschrieben. Lesen Sie selbst und beteiligen Sie sich an der Diskussion, wenn auch Sie eine Meinung dazu haben!

"Hallo Frau Geibel,

die Frage " was ist schön " ist tatsächlich sehr interessant. Ich habe mich schon oft gefragt, ob hier gewisse Gesetzmäßigkeiten wie z.B. Proportionen, Gefühl für Farben, Anleihen aus der Natur, Einfachheit etc. das Allheilmittel darstellen oder ob es am Ende doch nur darum geht, dass sich der jeweilige Bewohner mit seinem " wie auch immer gestalteten " Eigenheim wohlfühlt.

Letztlich liegt das aus meiner Sicht an der weder in der Schule, noch im täglichen Leben stattfindenden architektonischen oder auch nur gestalterischen Ausbildung / Aufklärung. Stattdessen werden wir in den vielfältigen Medien mit Müll überschüttet und jeder darf / muss sich letztlich aussuchen, was ihm gefällt.

Welche Entgleisungen hieraus entstehen, sehen wir an jeder aktuellen Einfamilienhaus - Siedlung.

Schwieriges, aber sehr Interessantes Thema an welchem es sich lohnen würde, weiterzuarbeiten.......

Viele Grüße,

Peter Glöckner"
peter glöckner architektur

 

"Liebe Frau Geibel,

hier meine Antwort auf Ihren Aufruf.

Geübtes Geschmacksvermögen reicht bei weitem nicht aus. Insofern sollte der Architekt sich an der gefühlten Schönheit der subjektiven Allgemeinheit orientieren. Diese erkennt schon das Schöne in der Architektur. Gebäude die in Harmonie, in Sinnlichkeit und Ästhetik entstanden sind. So werden zum Beispiel die Oper von Sydney, die Elbphilharmonie, der Olympiapark und sicherlich auch das Haus L019 allgemein als ästhetisch empfunden.

Mit geübten Geschmacksvermögen sind in München Siedlungen wie das Messegelände, der Arnulfpark oder die Welfenhöfe entstanden.Der Architekt beherrscht sicherlich zahlreiche Fähigkeiten wie Funktion, Konstruktion und Materialgerechtigkeit. Vielleicht auch noch Komposition im Entwurf und Städtebau. Zur Ästhetik oder Schönheit reicht das noch nicht. Hierfür muß er ausgebildet und sensibilisiert und bestenfalls begabt sein. Leider wird der Architekt häufig durch die Wirtschaftlichkeit und die Vorgaben der Investoren gebremst. Auch die Stadtgestaltungskommission in München hilft ihm da nicht weiter - ganz im Gegenteil.

Es scheint wichtig Ästhetik als Ausbildungsfach in das Studium zu integrieren und später in der Praxis fest zu verankern. Auch die Integration der Künste und der Handwerkskünste in Anlehnung an den Bauhausgedanken wäre notwendig.

Also absolutes Erkennen des Schönen und der Ästhetik sollte das geübte Geschmacksvermögen ersetzen. Das Ergebnis wird sein, dass die subjektive Allgemeinheit dann die Ergebnisse auch akzeptiert und anerkennt.

Wolfgang Voigt"
Architekt

Und was sagen Sie dazu? Weitere Statements bitte an: geibel at muenchenarchitektur.com

Regine Geibel

„Neben meiner redaktionellen Tätigkeit plane ich unter dem Namen STUDIO REGINE GEIBEL ökologische Holzhäuser im Alpenraum und Ferienhäuser in Südeuropa; unter dem Namen 8 SENSES berate ich - zusammen mit Maren Boettcher - Hotels bzgl. Design-Refresh, Usability, Akustik, Beleuchtung“

Regine Geibel

Gründerin und Chefredakteurin