Die Vision eines Unternehmers

An einem Kraftort in Unterammergau hat sich Christian Zott einen Traum erfüllt: ein Ensemble aus Kunsthalle, Hotel und Restaurant, das die persönliche Handschrift des Unternehmers trägt.

Eine Kirche mit Zwiebelturm, bewirtschaftete Bauernhöfe, geraniengeschmückte Häuser: Unterammergau ist geprägt von oberbayerisch-ländlicher Tradition. Doch seit letztem Jahr gibt es in der 1.500-Einwohner-Gemeinde einen unkonventionellen Neuzugang. Am Weiherfeld oberhalb des Ortes hat sich Christian Zott mit einem dreiteiligen Ensemble „einen Traum erfüllt", so der Unternehmer: Umgeben von Wiesen liegen wie ein kleiner Weiler die mSE Kunsthalle samt Skulpturengarten, das Boutique-Hotel Lartor und das Restaurant Hieronymus leicht versetzt nebeneinander.

Ein Grund, alle drei an diesem „Kraftort" mit Blick auf das Naturschutzgebiet Pulvermoos zu errichten, war für den 1960 Geborenen ein ausgeprägtes „Heimatgefühl". Denn bis zu seiner Jugend wohnte er mit seinen Eltern in Unterammergau, wo der Vater als Zahnarzt arbeitete. Grund Nummer zwei war der Wunsch, seine umfangreiche Kunstsammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nachdem ihm die Gemeinde ein 7.000 Quadratmeter großes Gelände zum Kauf angeboten hatte, begann 2015 die konkretere Phase der Planung. Im März 2018 erfolgte der erste Spatenstich. Nach nur 19 Monaten Bauzeit konnte im Oktober 2019 eröffnet werden.

Der Enabler für dieses Projekt ist mSE Solutions", erklärt Christian Zott, der 1987 als diplomierter Wirtschaftsingenieur seine Unternehmensberatung gründete. Heute ist sie mit 100 Mitarbeitern weltweit tätig und spezialisiert auf Supply Chain Process Optimization. Dank dieses finanziellen Backgrounds konnte Zott das befreundete Schweizer Architekturbüro Wild Bär Heule mit der Verwirklichung seiner Vision beauftragen. Ergebnis sind drei Gebäude mit einem Stahlbetonskelett und großen Glasflächen in den Wänden. Ummantelt werden sie von einem abgelösten, filigranen Zierbund aus Holz, der das Aussehen typischer Häuser aus der Region aufgreift, aber schnörkellos bis zum Boden hinuntergezogen wurde und so die markanten Vordächer mitträgt.

In ihrem Inneren können die modernen, schlichten Bauten multifunktional genutzt werden. Bestes Beispiel ist für Christian Zott die mSE Kunsthalle, die über dem Tagungszentrum für sein Unternehmen liegt. „Der Raum ist mit seiner klaren Struktur bewusst so angelegt, dass unterschiedlichste Ausstellungen oder Events möglich sind", erklärt er. Im Hotel Lartor seien alle zwölf Zimmer eine „spielerische Annäherung" an phantastische Orte von Arkadien über den Jungbrunnen bis zum Olymp. Organisch geformte Möbel aus Eichenholz wurden deshalb von ihm und der Südtiroler Innenarchitektin Barbara Widmann mit Antiquitäten und Kunstwerken aus den jeweils passenden Epochen kombiniert.

Im alpin-urbanen Restaurant Hieronymus sollen alle Sinne angeregt werden – laut Christian Zott gemäß der Erfahrung des französischen Star-Kochs Paul Bocuse, dass der Erfolg eines Restaurants sowohl von der Qualität der Küche als auch vom Service und Ambiente abhängt. In den lichten, hohen Raum hat der passionierte Hobbykoch deshalb zwei offene Küchen integrieren lassen: eine mit japanischem Robata-Grill inmitten einer zentralen Bar aus abgerundetem Holz, die andere hinter einer Glasscheibe. An allen Wänden bis hin zur Garderobe und den Toiletten sowie von der Decke hängen zeitgenössische Originale von 17 KünstlerInnen aus Zotts Sammlung, die „verzaubern sollen". Hinter einem begehbaren Weintresor, der auf der Galerie darüber schwebt, verbirgt sich als „Gipfel" des Ganzen ein Raum namens Nautilus. Kleinere Gesellschaften essen hier an einer Tafel unter einer fünf Meter langen Skulptur, die auf mystisch-abenteuerliche Weise einen Wal mit einem U-Boot kombiniert.

Es war mir sehr wichtig, dass jedes Detail des Ensembles außen wie innen stimmig ist", erklärt Christian Zott seinen Anteil am Entstehungsprozess. Entsprechend intensiv und anstrengend sei für ihn die Planungs- und Bauphase gewesen. Trotzdem bringt sich der gastronomische „Quereinsteiger", der zuvor schon ein Lokal in Singapur eröffnet hatte, weiterhin aktiv mit ein. Mitbedienen und begrüßen möchte er nicht nur ein finanzkräftiges Publikum von außerhalb, das sich Fleisch aus dem Reifeschrank oder mehrgängige Menüs schmecken lässt. In der Sportsbar und im Wirtsgarten fühlen sich auch Ausflügler oder Einheimische mit kleinerem Geldbeutel wohl. Weitere Projekte sind bereits in Planung: Auf einem großen Gelände nebenan möchte Christian Zott in den nächsten Jahren 15 Chalets bauen. Außerdem will er seine Sammlung um Werke aus 23 Kunstepochen von der Antike bis zur Gegenwart ergänzen. Mit diesen schweben ihm dann Einzelausstellungen vor, die an die derzeitige „Kairos – Der richtige Moment" anknüpfen. Das Museum dafür hat er sich mit seiner mSE Kunsthalle bereits in Unterammergau gegönnt.

www.mse-kunsthalle.de

www.lartor.de