Worauf kommt es bei Gestaltung heutzutage eigentlich wirklich an? Zum einen auf Optik und Funktionalität, das ist klar. Was aber heute ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, ist: Recycling, Energieeffizienz & Co. zu beachten. Diese 10 Leitsätze sollte jeder Gestalter kennen!
Mit genau diesem Thema hat sich Stefan Diez, Designer und Juror beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis, beschäftigt und dazu einen „Leitfaden für Design in der Kreislaufwirtschaft" veröffentlicht. Das ist nicht etwa brandneu. Stefan Diez bewegt sich mit seinen Leitsätzen in einer langen Tradition. Bereits Ende der 1970er-Jahre formulierte Designlegende Dieter Rams, der im letzten Dezember mit dem Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Design geehrt wurde, seine „Zehn Thesen für gutes Design". Auch Prof. Ursula Tischner, verantwortlich für die Methodik des DNP Design, hat – inspiriert von den Regeln des Engländers Edwin Datschewski – in den 1990er-Jahren konkrete Regelwerke für nachhaltiges Design formuliert.
Stefan Diez modernisiert diese Thesen aber im Sinne der Kreislaufwirtschaft und fügt den Einsatz von Recyclingwerkstoffen, gute Reparierbarkeit, Systemfähigkeit, Energieeffizienz und durchdachte Logistik hinzu.
Leitfaden für Design in der Kreislaufwirtschaft: Die 10 Orientierungspunkte von Stefan Diez
1. Ein gutes Produkt bleibt lange nützlich.
Gestalte es so, dass es sich ändernden Anforderungen anpasst und so länger relevant bleibt.
2. Ein gutes Produkt ist reparierbar.
Verwende Materialien, bei denen Gebrauchsspuren den Wert nicht mindern. Konstruiere es so, dass Bauteile mit kürzerer Lebenserwartung vom Kunden selbst auswechselt werden können.
3. Lässt sich das Produkt als System gestalten?
Systembausteine oder Baugruppen können vom Hersteller entsprechend dem technischen Fortschritt kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert werden. Ein gutes Produkt lässt sich aktualisieren und bleibt lange auf dem Markt.
4. Verwende Materialien, die einem Materialkreislauf entstammen oder die nachwachsen.
Die verwendeten Materialien sollen sich bei der Benutzung nicht verflüchtigen oder abreiben und sind generell nicht toxisch. Die verwendeten Materialien müssen sich möglichst selbsterklärend und mit einfachen Mitteln sortenrein voneinander trennen lassen. Eine Rücknahmestation sollte für den letzten Nutzer mit geringem Aufwand erreichbar sein. Nachwachsende Rohstoffe sollen so verarbeitet sein, dass sie kompostierbar bleiben.
5. Bei der Herstellung, beim Gebrauch und beim Recycling von Produkten soll so wenig Energie wie möglich verbraucht werden.
Betrachte den Energie- und Ressourcenverbrauch über die gesamte Nutzungsdauer hinweg. Bei Produkten des täglichen Bedarfs kann sich ein hoher Aufwand bei der Herstellung durch eine tägliche Einsparung mehr als relativieren. Bedenke auch den Energieaufwand für das Recycling.
6. Gestalte das Produkt so, dass es sich platzsparend transportieren lässt.
Es lässt sich während der Herstellung, für den Transport zum Kunden, bei einem Umzug, zur Reparatur und fürs Recycling platzsparend verpacken. Die Verpackung schützt das Produkt zuverlässig vor Beschädigung. Die Transportwege sollen generell möglichst kurz sein.
7. Ein gutes Produkt ist innovativ und faszinierend.
Es darf komplex, aber nicht kompliziert sein und bietet seinem Benutzer einen konkreten Vorteil. Ein Produkt soll durchgehend schlüssig und ehrlich gestaltet sein, für sich sprechen und eine resonante Beziehung zu seinen Benutzern ermöglichen.
8. Ein gutes Produkt wird von vielen benutzt.
Es lässt sich mieten, teilen und zurückgeben. Könnte das Produkt, oder ein wesentlicher Teil davon, sogar Eigentum des Herstellers bleiben? Eine einfache Wartung und Reparatur sowie eine lange Lebensdauer wären dann ein selbstverständliches Interesse des Herstellers.
9. Bei der Herstellung, Wartung und beim Recycling werden Menschen respektvoll beschäftigt.
Gute Produkte werden in Ländern gefertigt, die Minderheiten gleichberechtigt behandeln und Meinungsfreiheit garantieren. Die Gesundheit der Beschäftigten wird geschützt. Die Arbeitskräfte werden ihren Fähigkeiten entsprechend beschäftigt und fair bezahlt.
10. Ein gutes Produkt ist so wenig Produkt wie nötig.
Es besteht aus so wenig Material wie möglich. Überprüfe zudem, ob eine gleiche oder sogar bessere Effektivität über einen (digitalen) Service erreicht werden kann, der das materielle Produkt überflüssig macht.