Der Roman „Saga Le Corbusier" rekonstruiert das Leben des berühmten Architekten. Mit kaleidoskopartigen Szenen beschreibt der Autor die subversiven Ideen, Kämpfe und Erfolge dieses Ausnahmetalents. Dabei geht er nicht chronologisch vor, sondern... beschreibt das bewegte Leben von Le Corbusier in Form der Spots hin und her schwenkender Scheinwerfer.
Sterbende sollen angeblich angesichts ihres nahen Todes das Leben im Schnelldurchlauf Revue passieren lassen. Diese Art der Folge von Flashbacks nutzt Nicolas Verdan, um seinen Roman „Saga Le Corbusier" mit einem Kunstgriff zu strukturieren. Immer wieder rückblendend auf den Herzinfarkt, an dem der berühmte schweizerisch-französische Architekt im Sommer 1965 beim Baden im Mittelmeer starb, rekonstruiert der Autor auf 145 Seiten Stück für Stück eine Ausnahme-Biographie.
Im Lauf der Lektüre entsteht das kaleidoskopartige Porträt eines Mannes, der auf Wunsch der Schweizer Eltern eigentlich Uhr-Graveur werden sollte, dann aber durch einen Lehrer zum Studium animiert wurde, an der Sorbonne in Paris die inspirierende Welt des Wissens entdeckte und seinen weiteren Weg zunächst als Maler und dann als Architekt ging.
Welche Kämpfe Le Corbusier wiederholt auf Baustellen rund um den Globus auszufechten hatte, schildert Verdan genauso wie seine bahnbrechenden Entwürfe durchdachter, schnörkellos-funktionaler Betongebäude, die er im indischen Chandigarh, aber auch auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel, Stuttgart, Tokyo, Berlin oder Marseille, errichtete. Bei aller Bewunderung für Le Corbusiers architektonischen Beitrag zu einer Welt im Wandel lässt Verdan dessen opportunistische Haltung gegenüber den Nazis oder das Faible des Libertins für wechselnden Affären nicht unerwähnt.
Auf Französisch ist „Saga Le Corbusier" bereits 2009 erschienen. Für das Buch studierte Verdan sowohl eigene Schriften von Le Corbusier als auch Sekundärliteratur über den Architekten und recherchierte zudem auch auf Reisen. Auf Deutsch wurde das Buch im Jahr 2020 von Bernadette Fülscher für den Schweizer Verlag Editions Paralleles übersetzt. Als Architektin, Architekturtheoretikerin, Autorin und Verlegerin bringt sie sowohl fundierte Fachkenntnisse als auch ein ausgeprägtes Feingefühl für Verdans poetisch-plastische Sprache mit. Resultat ist eine Fülle drehbuchartiger Szenen, die sich wie ein Puzzle zu einem facettenreichen Gesamt-Eindruck fügen.
Unser Tipp für Sie: Wer in einem Gebäude von Le Corbusier logieren will, hat dazu in Berlin Gelegenheit. Benedikt Hotze hat das 1958 gebaute Apartment 402 im Corbusierhaus an der Flatowallee 16 2010/11 "auf die gestalterischen Ideen der Erbauungszeit zurückgeführt" und vermietet es für mindestens drei Monate. Mehr Informationen unter finden Sie hier.
Tipp 2: Einen kompakten Überblick über die markantesten Projekte von Le Corbusier gibt das gleichnamige Buch von Jean-Louis Cohen auf 96 großformatig bebilderten Seiten (Verlag: Taschen).