Von Grandhotels über Ozeandampfer bis zum Glamour an der Côte d'Azur: Zwei Bildbände lassen die Entwicklung des Reisens Revue passieren – international und an der französischen Riviera.
"Zeitreisen"
Wochenendtrips nach Wien oder London, Sommerurlaub am Meer, im Winter zum Skifahren in die Alpen oder alternativ zu fernen Zielen von Südamerika bis nach Australien: Reisen lassen sich heutzutage dank Internet unkompliziert organisieren und werden – bis auf die Unterbrechung aufgrund der Pandemie – rund um den Globus immer beliebter.
An die Anfänge des Tourismus, als all das noch keine Selbstverständlichkeit war, erinnert Stefan Bittlere in seinem Buch „Zeitreisen" (teNeues). Darin schildert er, dass Ende des 18. Jahrhunderts mit palastartigen Grandhotels eine neue Form der Gästeunterkunft entstand, die wie ein mondäner Mikrokosmos Angebote von Bibliotheken über Salons bis zu Ballsälen vereinten.
Die erste Pauschalreise der Geschichte organisierte Thomas Cook 1841. Den Reise-Radius erweiterten im 19. Jahrhundert dampfbetriebene Schiffe und Lokomotiven, bevor im 20. Jahrhundert Autos den Individualverkehr und Flugzeuge das Überwinden weiterer Strecken erleichterten. In den Bergen erschlossen technische Errungenschaften wie Zahnrad- und Standseilbahnen zuvor unerrreichbare Gipfelregionen für Urlauber.
Insgesamt lässt Bitterle in seinem Buch mit einführenden Texten auf Englisch und Deutsch sowie einer Fülle historischer Gemälde, Plakate und Fotos auf 224 Seiten die Entwicklung des Reisens zwischen Orient-Express und Ozeandampfer in den vergangenen 250 Jahren Revue passieren – anschaulich, unterhaltsam, nostalgisch.
"Light on the Riviera"
Einem besonderen „Sehnsuchtsort" widmen sich Geneviève Janvrin und Sophie Wright: In ihrem Buch „Light on the Riviera" (teNeues) erinnern sie daran, dass der Abschnitt der französischen Mittelmeerküste zwischen Menton und Marseille als „ein Ort des Sehens und Gesehenwerdens" eine lange Geschichte hat. Hierher entflohen englische Adelige im 19. Jahrhundert dem Nebel ihrer Heimat. Künstler wie Matisse, Picasso oder Chagall ließen sich von Licht, Landschaft und Begegnungen vor Ort zu wichtigen Werken inspirieren. Mit den Internationalen Filmfestspielen in Cannes etablierte sich die Côte d'Azur ab 1946 endgültig auf der Landkarte des Kinos und zog Stars wie Grace Kelly, Brigitte Bardot und Alain Delon an. Für Helmut Newton waren ab den 1960er Jahren die Strände von St. Tropez „der beste Platz der Welt", um seiner Leidenschaft als professioneller Voyeur zu frönen.
Angefangen bei Daguerrotypien von Charles Nègre um 1850 bis zu aktuellen, dokumentarischen Bildern von Martin Paar hat Geneviève Janvrin „den lang gehegten Wunsch" verwirklicht, den „Reichtum" der in Südfrankreich entstandenen Fotografien zu zeigen. Auf 256 großformatigen Seiten spiegeln diese zum einen die Veränderung dieses Mediums bezüglich seiner technischen Möglichkeiten und Motive wider, zum anderen - mal idyllisch, mal mondän, mal mitten aus dem Leben – den Wandel einer Urlaubsregion, deren Mythos bis heute ungebrochen ist.