Was wir als Kinder fad fanden, ist heute ein Traum! Kennen Sie die Marke "Roter Hahn"? Wir stellen drei Beispiele vor, die zeigen, wie in Südtirol der Spagat zwischen Tradition und Moderne mit sanfter Innovation, authentischem Ambiente und herzlichem Familienanschluss auf Berg-, Obst und Weinbauernhöfen gelingen kann.
Ansitz Lidl: Ferienwohnungen mit moderner Anmutung
Das Dachgeschoss war von Wäscheleinen durchzogen, ein Drittel der Räume im Parterre diente als Speise- und Rumpelkammer, doch dann beschlossen Günther und Stefanie "mehr aus dem Ansitz Lidl zu machen", der seit dem 16. Jahrhundert Sitz eines Adelsgeschlechts war und dann in den Besitz der Obst- und Weinbauern-Familie kam. Mit einem Architekten, "der auf Umbau und Renovierung alter Gemäuer spezialisiert ist", nahm das Ehepaar 2019 die Sanierung und Ergänzung um fünf Ferienwohnungen in Angriff.
"Bei uns ist nichts nach Norm", so die Erkenntnis des Ehepaars nach zwei Jahren Umbau. "Ursprünglich gab es weder rechte Winkel noch gerade Linien." Stattdessen waren Fleiß, Flexibilität und viel Vorstellungsvermögen gefragt, um genau diesen "Charme" zu erhalten, aber auch für eine "sanfte Innovation" zu sorgen: Mit Handmeißeln "peckten" die beiden selbst 20 Schichten weiße Farbe von den Sandstein-Ummauerungen mit Rautendekor rund um die Türen, durchsuchten den alten Dachstuhl nach wiederverwendbaren Balken, bevor der neue aufgesetzt wurde, überzeugten den Steinmetz, aus einem beim Aushub der Tiefgarage gefundenen Stück grauem Porphyr Waschbecken für die neuen Bäder zu machen, ließen einen Naturbadeteich anlegen, wo vorher 600 Apfelbäume standen, wählten Deckenheizungen hinter Lehmputz, weil dieser Feuchtigkeit aufnimmt und atmet.
Resultat sind Ferienwohnungen mit moderner Anmutung und schlicht-solider Ausstattung mit hochwertigen Massivholz- und Polstermöbel und sparsam platzierten Werken lokaler Künstler: "Hans Urban" wurde im Souterrain eingebettet, Raum für "Johann Franz", "Franciscus Jacobus", "Magdalena Catharina" und "Ferdinanden" in der ersten Etage des geschichtsträchtigen Gebäudes geschaffen. Als Herzstück durchzieht dieses eine imposante, lange Eingangshalle, wo sich Gäste einmal pro Woche an Holztischen bei der Strudelverkostung versammeln oder sich mit hofeigenen Produkten von Sirup bis Marmelade eindecken können. Darunter liegt ein geräumiger Gewölbekeller mit Ambiente von anno dazumal, der für Feste genutzt werden kann. Wissenswertes über Apfel- und Weinanbau erzählt Günther Rainer bei seiner wöchentlichen Hofführung samt Flurbegehung – egal ob Anzahl der Äpfel pro Niederstamm-Baum (rund 80), Einsatz von Frostkerzen in kalten Frühlingsnächten oder das besondere Mikroklima im Dörfchen Tisens, das zwischen Bozen und Meran auf 610 Metern Höhe über dem Etschtal liegt. Hier gibt es mehr Infos.
Schmid Oberrautner: Wohl dosierte Patina
Über 600 Jahre Weinbau, 21 Generationen: Mit diesen Superlativen kann Schmid Oberrautner punkten. Dazu kommt der Standort im überraschend ländlichen Bozener Stadtteil Gries, den enge Gassen, historische Bauten und die Nähe zur Natur prägen. Hier verbirgt sich hinter hohen Mauern ein über Jahrhunderte hinweg gewachsenes Gebäudeensemble mit Wirtschaftshof und großzügigem, liebevoll angelegten Garten mit Sitzecken, Kräuter-, Gemüse- und Blumenbeeten sowie Beerensträuchern. Anstelle früherer Lagerräume wurden 2020 über Weinkeller und Vinothek im ersten Stock drei Apartments aufwändig ausgebaut, die die Namen von Familienangehörigen tragen: Ullin, Katharina und Antonia.
Wo immer möglich, blieben dabei nach dem Motto "Altes bewahren, Neues wagen" massive Balken erhalten und sichtbar in die innenarchitektonische Gestaltung integriert. Außerdem sorgen unverputzte Wandteile mit Original-Mauerwerk für wohl dosierte Patina. Bei der Ausstattung entschieden sich Judith und Florian Schmidt für unaufgeregte Möbel aus hellem oder weiß lackiertem Holz. Große Fenster zum Hof sorgen für viel Tageslicht, eine zweite Ebene auf einer halboffenen Galerie für zusätzliche Schlafplätze, moderne Bäder sowie eine Umluftanlage mit Wärmetauscher für Komfort nach aktuellen Standards – all das in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Gefrühstückt werden kann in den Wohnungen oder gegen Aufpreis am Büffet in einem Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss. Know-how über Weine wie den Grieser Lagrein, der laut Florian Schmidt ein traditionsreiches "Kulturgut" ist, und ihr jeweiliges Terroir vermittelt er mit Freude und Stolz bei Verkostungen, Kellerführungen oder gut gebuchten Incentive-Events. Hier gibt es mehr Infos.
Ansitz Schneeburg: Geschmackvoller Feinschliff
Traditionsbewusstsein plus Modernisierung "mit Bedacht" sind auch bei Familie Pardatscher fünf Minuten vom Ortskern von Eppan entfernt zu spüren. Ihren Ansitz Schneeburg, dessen Ursprünge bis ins Jahr 970 zurückreichen, hat die Großmutter 1919 in einem "baufälligen" Zustand erworben. Danach wurde er zunächst zweckmäßig als landwirtschaftlicher Betrieb für den Anbau von Äpfeln und Trauben hergerichtet. Einen geschmackvollen Feinschliff bekam er 2015 mit dem Ausbau von vier Ferienwohnungen unter Leitung des Schwagers von Josef Pardatscher, der Architekt ist.
Ergänzt wurden dabei vorgelagerte Holzbalkone oder -Loggien sowie ein Treppenhaus als separater Zugang, störende Zwischenwände entfernt und notwendige neue eingezogen. Erhalten blieben bis zu 90 Zentimeter dicke Außenmauern oder Elemente wie Kreuzgewölbe, romanische Rundbögen, Fenster- und Tür-Umrandungen aus Sandstein oder Porphyr und Reste von Fresken, die in "einer detektivischen Arbeit" unter dickem Putz freigelegt wurden.
Für ein "harmonisches Miteinander aus Alt und Neu" war bis hin zu den Fußleisten das Können lokale Handwerker und jede Menge Maßarbeit gefragt. Welche Strukturen sich dabei überlagern oder als über Jahrhunderte hinweg ergänzen, lässt sich im Bad neben dem urig-gemütlichen Weinkeller hinter den Arkaden im Erdgeschoss Schicht für Schicht ablesen. Nebenan laden die Pardatschers zu Wein- und Apfelverkostungen ein und erzählen – wie auch im Ansitz Lidl oder bei Schmidt Oberrautner üblich – von ihrem Alltag in der Landwirtschaft. Hier gibt es mehr Infos.
"Roter Hahn" – eine Marke mit Mission
"Wir bringen Menschen ein Stück bäuerlicher Südtiroler Lebensart näher!" – so lautet die Mission der über 1.600 Höfe, die wie die Ansitze Lidl und Schneeburg oder Schmid Oberrautner zur Marke "Roter Hahn" gehören. Das ermöglichen authentische, familiäre Atmosphäre mit maximal fünf Ferienwohnungen oder acht Zimmern, Wohlfühl-Ambiente mit natürlichen Materialien, kleine Strukturen, Landwirtschaft zum Anfassen und ein Bewusstsein dafür, in Traditionen verwurzelt zu sein, aber trotzdem nicht auf der Stelle zu treten.Fotos: Ansitz Lidl, Ansitz Schneeburg, Schmid Oberrautner/Manuela Tessaro, Antoinette Schmelter-Kaiser