Warum in die Ferne schweifen...? Ich empfehle auch denen, die eigentlich abends wieder heimfahren könnten, einen Aufenthalt in diesem wunderbaren Hybrid aus asiatischer Strenge und bayerischer Gemütlichkeit. Wer nicht glaubt, dass diese beiden Pole geschmackvoll zu verbinden sind, der sei im Bachmair Weissach eines Besseren belehrt...
Den Tegernsee liebten auch die Wittelsbacher und machten dieses bezaubernde kleine Tal bereits vor langer Zeit für den Fremdenverkehr attraktiv. So wurde aus der Weißach-Mühle an der belebten Ringstraße Richtung Achensee 1862 ein beliebtes Gasthaus. Erst im Jahre 1970 wurde der Mühlenbetrieb von Max Bachmair eingestellt; 2010 erwarb dann Korbinian Kohler, Nachkomme der renommierten Büttenpapierfabrik Gmund, das Hotel und führt es seitdem in privater Hand. Ihm war es wichtig das große Haus gestalterisch in die neue Zeit zu führen, jedoch ohne die lange Tradition zu verleugnen. Mit viel Herzblut und der Unterstützung verschiedener Architekten und Innenarchitekten ist ihm dies vorbildlich gelungen.
Japan im Bachmair Weissach
Kohlers Liebe zur japanischen Kultur brachte dem luxuriösen Hotel nicht nur ein japanisches Restaurant mit original Sushi-Koch, sondern ebenso ein mehrfach preisgekröntes japanisches SPA ein. Japans heiße Onsen-Bäder standen Pate für das sogenannte „Mizu Onsen Spa" das die japanische Badekultur in allen Formen und Temperaturen des Wassers feiert.
Man möchte meinen, dass es keine geschmackvolle Mischung aus bayerischer und japanischer Gestaltungstradition geben kann, aber Ralph Gierlinger von rgp Architekten und Nora Witzigmann haben die Gratwanderung zwischen Alpen und Asien ausgesprochen gekonnt gemeistert.
Mit Leidenschaft getränkt
Kohler hat sich mit dem Bachmair Weissach einen Lebenstraum verwirklicht: „Ich wollte einen Ort schaffen, an dem Menschen die Zufriedenheit und Gemütlichkeit aus vergangener Zeit wieder erleben können." Ein Ort, der ein Gefühl von Heimat vermittelt, aber in Design und Ausstattung absolut modern ist. Die Zimmer und die öffentlichen Bereiche wurden erneuert und mit sanften Farben und handgefertigten Möbeln ausgestattet. Als verbindendes Element zieht sich die Farbe Orange durch grobes Leinen, verwitterte Hölzer, rauen Naturstein, geschnitztes Zedernholz und weiches Leder - in Form von Kedern an Kissen oder Polstermöbeln, als Schrift oder in Form des hübschen Logos des Hotels. Dieses ist ein weiterer Verweis auf das kulturelle Erbe der Region, denn es ist das Seelaub-Symbol, das die Wappen fast aller Gemeinden um den Tegernsee ziert. Es ist in die Betten, Tische und Schränke eingraviert.
Die 146 Zimmer und Suiten präsentieren sich in dezentem Luxus; hier war es Kohler besonders wichtig, dass die Gäste beim aufwachen wissen, dass sie am Tegernsee sind. Deshalb legte er großen Wert auf lokale Stoffe und Materialien. So symbolisieren die gold-grauen Vorhänge aus Schilfleinen, ein Traditionsstoff aus dem auch die Tegernseer Trachtenjanker hergestellt werden, das bäuerliche Leben der Region. Die lindgrünen Samtapplikationen auf den Tagesdecken, Vorhängen und Lampenschirmen repräsentieren hingegen die vornehme Seite der Gegend, wie das königliche Tegernseer Schloss. Auch die Möbel aus geölter massiver Eiche sprechen eine klare Sprache: so ähneln die handgefertigten Sekretäre den typisch bayerischen Jockeltischen und die Sitzbänke sind eine Hommage an ein „Bankerl". Die leinenbespannten Schränke erinnern mit ihren Griffen an antike Überseekoffer. Sämtliche Möbelstücke wurden eigens für das Hotel angefertigt. Alle Zimmer bieten von ihren Balkonen oder Terrassen einen Blick auf die Tegernseer Bergwelt.
Eine kleine Kapelle im Park eigent sich für romantische Trauung, geschmackvoll eingerichtete Konferenzräume für Business-Events und der Kids Club beschäftigt auf Wunsch auch den Nachwuchs der Day-Spa-Gäste. Hotel-Manager Thomas Kösters, der hier alles bestens im Griff hat betonte, dass der größte Luxus heutzutage schließlich Zeit und Raum seien...
Neben der Idylle des Tegernseer Tals – die die Münchner eigentlich auch ohne Hotelübernachtung genießen können – empfehle ich jedoch besonders diesen, es den (bei uns nicht gerade hoch im Kurs stehenden Touristen) mal gleich zu tun und über Nacht zu bleiben. Denn der Besuch des exotischen „Mizu Onsen Spa", der jedes Architekten-Herz höher schlagen lässt, zusammen mit einer der wirklich hervorragenden Spa-Anwendungen (egal ob Facial oder Massage) und das Dinner in der „Mizu Sushi Bar", die mitnichten nur Sushi serviert, sollte man nicht unbedingt in einen Day-Spa-Tag quetschen.
Aufwachen am Tegernsee, anstatt sich am abend in den obligatorischen Stau zu stellen ist einfach herrlich...