Es ist ein bisschen, wie wenn man durch eine geheime Tür von einer lauten, trubeligen Straße in eine andere Welt, einen ruhigen, atmosphärischen und geborgenen Ort, tritt. Die schwere Holztür öffnet sich lautlos und plötzlich steht man in die Lobby eines über 600 Jahre alte Laubenhauses: das mit unendlich viel Herzblut und Detailverliebtheit restaurierte Hotel fink. Das ausgesprochen beliebte hoteleigene Restaurant, in dem der Hausherr seine berühmte Klosterküche anbietet, wird auch von den Einheimischen gerne besucht und ist daher fast immer ausgebucht.
In der ehemaligen Domstadt Brixen in Südtirol eröffnete im Sommer vergangenen Jahres ein feines kleines Hotel mit nur 9 Suiten, aber einem verhältnismäßig großen Lauben-Restaurant. In den Monaten zuvor unterzog das Gastgeber-Paar Petra Hinteregger-Fink und Florian Fink das seit über 125 Jahren in Familienbesitz befindliche Gasthaus einer wunderbaren rundum Sanierung und damit umfassenden Neugestaltung. Das ortsansässige Architektur-Büro ASAGGIO übernahm die anspruchsvolle Aufgabe. Ihnen war es besonders wichtig den historischen Charakter samt Erker und Fresken zu erhalten, aber in einen dezent modernen Rahmen zu überführen. Maßgeblich beteiligt war ebenso Stefan Hecht von substanz design aus München, der für die Marken- und Konzeptgestaltung verantwortlich und somit Wächter über die Stringenz der Fortführung des Design durch alle Ebenen war – von der Innenarchitektur, über das Wegeleitsystem, bis zur Speisekarte. So wurden z.B. die Rundbögen der historischen Fenster und Türen zum wiederkehrenden grafischen Element auf allen Printprodukten.
Das fink ist ein feiner Ort, an dem die Energie und Liebe aller Beteiligten sehr spürbar ist. Die Schlichtheit der Formen und Farben und die Wertigkeit der Materialien beruhigen den Geist und erfreuen das Herz, besonders von Architekt:innen, die den Aufwand und die Kosten erahnen. Am meisten hat uns beeindruckt, dass sich sowohl der Terrazzoboden, als auch der schöne Kalk- Quarzputz bis in den Aufzug hineinziehen. Ein Phänomen ist der kleine, feine Wellnessbereich, der im Grunde alles bietet, was man braucht und so schön schlicht und harmonisch gestaltet ist, dass man sich wie in einem privaten Hamam fühlt...
fink Restaurant & Suites: Nachhaltigkeitsansatz in der architektonischen Umsetzung
Das Stadthaus, das eigentlich aus zwei Gebäuden besteht, die auch unterschiedliche Höhen aufweisen, erfuhr in der Außengestaltung kaum Veränderungen, während die Gebäude im Innenbereich fast komplett entkernt wurden. Die historischen Mauern und Gewölbe wurden dabei behutsam freigelegt; es kamen ausschließlich nachhaltige und ökologisch produzierte Rohstoffe zum Einsatz: Naturmaterialien für die Isolierung, Putz und Farben aus Kalk und Quarz, die den Charakter der historischen Mauern auch haptisch begreifbar machen, sowie heimisches Holz, vorzugsweise Altholz. Die eigens für das fink entworfenen Möbel bestehen vollständig – mitsamt Dübeln und Schrauben – aus Holz und sind somit recycelbar. Das ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzept schließt jedes Detail mit ein: Speisekarten aus Apfelleder, Tischwäsche aus Bio-Stoff, gläserne Pfandflaschen und zur Abfallvermeidung oder die ganzheitliche Verwertung der lokal produzierten, vorwiegend pflanzenbasierten Lebensmittel.
Der Spa im fink
Über eine schwere Holztür gelangt man in den Spa-Bereich, der sich zum Innenhof hin ausdehnt: ein Ort der Stille inmitten der Stadt. Umgeben von vielen Pflanzen fügt sich das römische Warmwasserbecken zwischen die Mauern des Innenhofs. Die Räume mit Holzsauna, Kräuter-Dampfbad, römischem Kaltwasserbecken und Ruhezone mit Bibliothek wirken wie ein privater Rückzugsort. Die Aufgüsse mit Kräutern aus den Brixner Klostergärten erfüllen den kleinen feinen Spa mit ihrem Duft.
Die finksche Klosterküche
Das Restaurant hat den „Earth Check", das wichtigste globale Zertifizierungsprogramm für nachhaltiges Reisen und Tourismus, erhalten.
Mit seinem besonderen Küchenkonzept lässt Florian Fink jahrhundertaltes Wissen der Ordensbrüder und -schwestern aus den nahegelegenen Klöstern in seine Gerichte einfließen. Im Fokus stehen die Einfachheit in der Zubereitung, die Auswahl der Zutaten und das über Generationen weitergetragene Wissen. „Die Kunst der Klosterküche liegt darin, aus dem Einfachen das Beste zu kreieren", so der ausgebildete Koch. Der Fokus liegt auf Zutaten pflanzlichen Ursprungs, sodass die Speisekarte eine große Auswahl an veganen und vegetarischen Gerichten bietet. Fleisch- und Fischgerichte werden nach Verfügbarkeit angeboten und in einer getrennten Speisekarte aufgeführt, sodass der Gast realisiert, dass hier nicht der Fokus liegt; teils gelten sie nur als Beilage zu raffiniert zubereitetem Gemüse. Die Umsetzung des nachhaltigen Konzepts zeichnet sich darüber hinaus durch kurze Lieferwege, Zutaten biologischen Anbaus und wenige Lebensmittelabfälle aus.
Die Speisekarte wechselt saisonbedingt alle sechs Wochen und folgt dem Prinzip der Einfachheit, jedoch mit viel Raffinesse. Vermeintliche Reste wie das Grün von Karotte und Fenchel oder die äußeren Blätter des Blumenkohls sind reich an Geschmacksstoffen und kommen in Saucen, Pesti, Suppen oder als Topping zur Geltung. Überschüsse aus dem Restaurant werden an Bedürftige gespendet.
(Stand: März 2024)
In Sachen Transparenz: Wir danken dem fink Restaurant & Suites für die freundliche Einladung.
Earth Check
Der Earth Check ist eine international anerkannte Zertifizierung für nachhaltigen Tourismus. Jährlich zeichnet das Expertenteam des Programms Tourismusbetriebe aus aller Welt für ihr nachhaltiges Konzept aus. Die Bewertung schließt ökologische, soziale und kulturelle Kriterien mit ein. Das in Brisbane gegründete Zertifizierungsprogramm besteht über 30 Jahren. Mit der Zertifizierung geht ein umfangreiches Managementsystem und Programm einher, womit das Hotel sein Nachhaltigkeitskonzept stetig aufrechterhalten und weiterentwickeln kann. Eine digitale Plattform mit einem Dashboard unterstützt die kontinuierliche Überwachung des Carbon Fußabdrucks. Es wird zwischen den drei Zertifizierungsstufen Silber (50-70 Credits), Gold (71-90 Credits) und Platinum (91+ Credits) unterschieden. Für die Kategorie Silber werden die Best-Practice-Leistungsbenchmarks in mehreren wesentlichen Leistungsbereichen übertroffen. Die nächstmögliche Steigerung beinhaltet das Übertreffen mehrerer Leistungsbenchmarks von Schlüsselbereichen. Die höchstmögliche Platinum-Zertifizierung erhält ein Projekt, wenn es mehrere wichtige Leistungsbereiche übertrifft und Nettovorteile dabei erreicht.