Wer, wenn nicht die?

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Und wie wird das Reisen in fünf oder zehn Jahren aussehen? Ein Trendforscher und ein Tourismus-Experte müssten die Antwort auf diese und weitere Fragen kennen.

"WIR SOLLTEN LANGSAMER REISEN UND MIT MEHR RESPEKT DIE WUNDER UNSERER ERDE ERLEBEN." (Prof. Harald Zeiss)

Wie würden Sie nachhaltiges Reisen in drei Sätzen definieren?

Prof. Harald Zeiss: Eine Reise ist nachhaltig, wenn diese weder der Natur noch den Menschen im Urlaubsland Schaden zufügt. Zudem muss sie schonend mit den Ressourcen unserer Erde umgehen, damit künftige Generationen auch in den Genuss von Reisen kommen können. Klingt einfach umzusetzen, ist aber schwerer, als man denkt!

Was sollte man bei Fernreisen beachten, damit sie nachhaltig sind, und was bei Reisen innerhalb Deutschlands und Europas?

Prof. Harald Zeiss: Bei einer Fernreise ist vor allem die Klimabelastung durch den Flug kritisch zu betrachten. Jeder Deutsche ist im Schnitt für den Ausstoß von 10 Tonnen CO2 jährlich verantwortlich. Eine Reise nach Australien kann bereits diese 10 Tonnen verursachen – und das in wenigen Stunden. Daher gilt sowohl daheim als auch in der Ferne: lieber weniger oft fliegen und dafür länger vor Ort die Kultur und Natur des Gastlandes genießen.

Was wünschen Sie sich in Bezug auf nachhaltiges Reisen?

Prof. Harald Zeiss: Wir müssen schnell Lösungen finden, mit ökologischem Kerosin zu fliegen. Außerdem sollten wir die Qualität von Reisen wieder höher wertschätzen, langsamer reisen und mit mehr Respekt die Wunder unserer Erde erleben. Eine gute Vorbereitung und Planung zahlt sich aus und schafft schönere Reiseerlebnisse

Prof. Harald Zeiss ist Tourismus-Experte und seit 2011 Professor an der Hochschule Harz in Wernigerode. Seine Forschungsschwerpunkte sind Nachhaltigkeit und Internationaler Tourismus.

"ÖKOLOGISCHE VERANTWORTUNG IM TOURISMUS WIRD WICHTIGER." (PROF. PETER WIPPERMANN)

Wie lassen sich Trends vorhersagen?

Prof. Peter Wippermann: Zukunft kann man nicht vorhersagen. Trends aber kann man beobachten. Sie entwickeln sich in gesellschaftlichen Nischen, und einige von ihnen werden so bedeutend, dass sie die Mitte der Gesellschaft erreichen. Die Bekämpfung des Klimawandels wurde zu einem der dringendsten Themen. In diesem Kontext ist "nachhaltig reisen" für viele Urlauber wichtig geworden.

Wie und von wem werden Reisetrends gesetzt?

Prof. Peter Wippermann: Reisetrends entwickeln sich durch Sehnsüchte in der Gesellschaft. Unberührte Natur, die Entschleunigung des Reisens, Klimaneutralität sind zu neuen Qualitätsmaßstäben des Urlaubs geworden. Die persönliche Begeisterung für Erlebnisse, Erfahrungen und Destinationen lassen Trends entstehen. Durch Gespräche im Freundeskreis, Social Media und natürlich Insider-Tipps wächst das Interesse – ein Reisetrend wird populär.

Wie wird das Reisen in fünf oder zehn Jahren aussehen? Erwarten Sie größere Umbrüche?

Prof. Peter Wippermann: Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wenig selbstverständlich es ist, unbeschränkt reisen zu können. Der Klimawandel mit seinen extremen Wetterereignissen wie Hitze, Dürren und Starkregen nimmt in vielen Regionen zu und wird das Reisen für immer verändern. Ökologische Verantwortung im Tourismus wird wichtiger.

Prof. Peter Wippermann ist Trendforscher und gründete 1992 das Trendbüro. Von 1993 bis 2016 lehrte er als Professor für Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Die Interviews lieferte uns der Marco Polo Verlag. Sie entstanden im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Marco Polo Trendguides. Hier gibt es mehr Infos dazu.