Eine (Crémant-) Reise durch das Elsass

Wer, wie ich, leidenschaftlich gern Champagner trinkt, bekommt irgendwann finanzielle Probleme... Eine fantastische Alternative, die dem Schampus kaum nachsteht, ist ein guter Crémant. Gewiefte Winzer sind durchaus in der Lage ein Getränk herzustellen, dass die gleiche feine Perllage aufweist und auch geschmacklich fantastisch ist; nur die Trauben haben in einem anderen Département das Licht der Welt erblickt...

Auf den Spuren des Crémant

So beschlossen wir – meine Freundin Andrea Steinberger und ich – uns dieses Phänomen mal genauer anzuschauen und uns ins Crémant-Tasting zu stürzen. Ich, um Ihnen darüber berichten zu können und meine Freundin, um die köstlichsten Sorten anschließend in das Sortiment ihres Concept Stores „Sun in my heart" in Rottach Egern aufzunehmen.

Weingüter im Elsass: Zunehmend Bio zertifiziert

Ich begann also, die elsässischen Weingüter zu recherchieren und stellte fest, dass sie zunehmend Bio zertifiziert sind und etliche von Frauen – zumindest in Partnerschaft – geführt werden. Eine interessante Kombination...

Wir begannen am nördlichen Ende der elsässischen Weinstraße und bezogen Quartier in der bezaubernden Maison Forestière des Gästehaus–Ensembles Domaene Jaegerthal nahe des Städtchens Niederbronn. Siehe hier die ausführliche Präsentation auf Arch Life.

Von hier aus ist es nicht weit zu der Bio-Weinkellerei Maison Jülg, der Weinkellerei Cleebourg oder zur bekannten Domaine Mélanie Pfister, die das Gut von der vorherigen Generation übernommen hat und es nach strengen Bio- und Fair-Richtlinien weiterführt.

Lalique im Elsass: Ein Mekka für Glasliebhaber

Danach ging es weiter nach Wingen-sur-Moder. In diesem Dorf findet man nicht nur das beeindruckende und unbedingt besuchenswerte Museum René Lalique, sondern ebenfalls das fünf Sterne-Hotel Villa René Lalique, welches sich im ehemaligen Wohnaus des berühmten Glakünstlers befindet, sowie – in einem Gebäude von Mario Botta – das mit zwei MICHELIN-Sternen gekrönte Restaurant René Lalique.

Es sei betont, dass das Museum auch für nicht-Glas-Liebhaber absolut sehenswert ist, da eindrucksvoll dargestellt wird, wie der Ausnahme-Künstler René Lalique durch Zufall zum Glas kam. Und, wie er aus diesem in dieser Region verarbeiteten Werkstoff sowohl Kühler Figuren für Autos, Brunnen, Schmuck der Jahrhundertwende und seine unvergleichlichen Vasen und Parfum-Flacons entworfen hat. Davon völlig eingenommen, ist man froh, wenn man zumindest ein einziges Teil aus der Feder dieses beeindruckenden Künstlers erstehen und mit nach Hause nehmen kann. Welches es bei mir war, sehen Sie in der Bildergalerie.

Tipp zum Restaurant René Lalique: Wer sich etwas Gutes tun möchte und die Köstlichkeiten des Chefs Paul Stratner in vollen Zügen genießen möchte, sollte früh reservieren. Wir empfehlen mittags zu kommen, denn dann hat man den wunderbaren Blick durch die bodentiefen Fenster des rundum verglasten pavillonartigen Backstein–Baus raus in den Skulpturenpark.

Im Untergeschoss des Restaurant René Lalique befindet sich der beeindruckendste Weinkeller, den ich bisher gesehen habe, in den uns der hochdotierte Sommelier Roman Iltis, zum Champagner-Aperitif führt. Die spitze Pyramide vor dem Haupteingang ist nicht etwa eine Mondrakete für schlechte Zeiten, sondern ein von Botta extra für Zigarrenliebhaber entworfenes Mini-Sündenbabel.

Der Shop von Lalique: Ebenfalls ein Bau von Mario Botta

Weiter geht es mit der etwas entfernt gelegenen sog. Boutique von Lalique, die sich ebenfalls in einem erst ca. zehn Jahre alten Bau von Mario Botta befindet. Ähnlich wie beim Restaurant stellt sie – zusammen mit einem Veranstaltungs-Gebäude von Botta – den modernen Kontrast zum gleich angrenzenden historischen vier-Sterne-Hotel Chateau Hochberg, dar. (Hier zur ausführlich Präsentation des Hotel Chateau Hochberg.)

Tipp: Wer nach dem Museum Lust auf Natur hat, kann gleich hinter der Boutique in den Wald laufen...

Site Verrier de Meisenthal

Wer hätte gedacht, dass sich ganz in der Nähe, im Ort Meisenthal, ein spektakuläres, organisch geformtes Beton-Ensemble des New Yorker Büros SO-IL, entworfen gemeinsam mit dem Pariser Studio FREAKS, befindet, das ebenfalls vom Glas handelt. Neben einem Museum mit historischen Glas-Arbeiten, einem großen Shop mit zeitgenössischen Glasprodukten und der fantastischen Möglichkeit, Glasbläser bei ihrer faszinierenden Arbeit zuzusehen, gibt es eine große Halle, die sich Wechsel-Ausstellungen zeitgenössischer Künstler widmet. Wir stolperten in eine eindrucksvolle Sammlung schwebender bunter riesen-Polymere der kuwaitischen Künstlerin Minara al Qadiri. Site Verrier de Meisenthal

Frankreich: Wohnen im Chambre d'hôte

Die letzten beiden Nächte verbrachten wir in einer herrlichen alten Künstlervilla - auf booking zu finden unter Chambers d'hôtes Les Clos Saint Lèonard. Ein klassisches Chambre d'hôte, also eine Unterkunft bei Privatleuten inkl. Frühstück. Wir wurden von Beatrice empfangen, die uns zwischen viel Familien-Antiqitäten, Kunst, mehreren Katzen und einem großen Flügel bewirtete. Zum Glück sprechen die allermeisten älteren Menschen im Elsass wunderbar Deutsch. Von hier aus sind die Weingüter Dopff und Klur, ebenfalls beide Bio-zertifiziert, zu erreichen sowie das junge Weingut Achillée, das ein Demeter-Siegel trägt und sog. Zero Dosage Crémants keltert (auch Brut Nature oder pas Dosé oder auch Sekt unplugged genannt, da auf die Versanddosage verzichtet wird, mit der man die Geschmacksrichtung stark beeinflussen kann). Nach diesen anstrengenden Ereignissen mussten wir uns abends in einer Winstub in Obernai mit einem typisch elsässischen Gericht stärken: mit Münster-Käse überbackene Kartoffeln mit Sauerkraut...

Straßburg und Colmar

Eine Stadtführung durch Straßburg inkl. des berühmten Münsters sollte man natürlich nicht versäumen, ebenso wie einen Bummel durch das pittoreske Städtchen Colmar. Achtung: Wer den berühmten Isenheimer Altar sehen möchte, steht dienstags (nicht montags) vor verschlossenen Museums-Türen.

Das Elsass, vor allem der Norden, ist eine Region in Frankreich, die Teils ein bisschen aus der Zeit gefallen scheint. Das kann entweder sehr charmant oder manchmal auch etwas bedrückend wirken; wir empfehlen eine Reise im Frühjahr oder Sommer mit Zeit für Entdeckungen jenseits der Touristen-Pfade...